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Märkische Allgemeine / Prignitz/ 30.11.2015
Pritzwalk: Polizei in der DDR
Mit
dem „VEB Schwellenschutz“ könnte Melitta Ribbe, die sich um die
polizeihistorische Sammlung in Pritzwalk kümmert, bald einen Partner für
ein Museum der einstigen Transportpolizei gefunden haben. Die Brüder
Moschall aus Klink an der Müritz haben eine umfangreiche Sammlung mit
Technik, Uniformen, Einsatzausrüstung und Dokumenten.
Melitta Ribbe vor dem Gebäude, in welches das Trapo-Museum einziehen könnte.
Quelle: Andreas König
Pritzwalk
Es gibt viele DDR-Museen, und auch die Polizeigeschichte des
Arbeiter-und- Bauern-Staates ist recht gut dokumentiert. Aber ein
besonderes Kapitel aus der Geschichte sowohl der DDR als auch deren Polizei wäre bislang nur wenig beleuchtet – gebe es nicht die Interessengemeinschaft VEB Schwellenschutz“. Im mecklenburgischen Klink an der Müritz haben die Brüder Ingo und Christian Moschall eine umfangreiche Sammlung mit Technik, Uniformen, Einsatzausrüstung und Dokumenten zusammengetragen,. Aber ein Museum kann man den Fundus nicht nennen.
In Trapo-Uniform: Christian (l.) und Ingo Moschall (r.).
Quelle: Andreas König
Da traf es sich gut, dass die Moschall-Brüder vor einiger Zeit im Blaulichtmuseum in Beuster waren. Dessen Chef Ralf von Hagen ist gut mit Melitta Ribbe von der polizeihistorischen Sammlung in Pritzwalk bekannt. Der Kontakt war schnell hergestellt und das Anliegen des „VEB Schwellenschutz“ auf den Punkt gebracht: Der inoffizielle Nachfolger der Transportpolizei möchte einen Teil seiner Ausstellungsstücke gern in Pritzwalk präsentieren. „Da die Transportpolizei der DDR
eng mit der Deutschen Reichsbahn zusammenarbeitete, liegt die Idee
nahe, ein Transportpolizeimuseum an einem richtigen Bahnhofsstandort
einzurichten“, sagt Ingo Moschall. Der Bahnhof in Pritzwalk ist wegen der polizeihistorischen Sammlung
in den Kellerräumen der einstigen Mitropa-Gaststätte ohnehin für
Polizeigeschichte prädestiniert. „Aber wir haben zur Trapo speziell
bisher ganz wenige Exponte“, gibt Melitta Ribbe zu. Dabei existierte wie in den meisten DDR-Kreisstädten auch in Pritzwalk
eine wenn auch kleine Dienststelle der Transportpolizei. „Die haben
damals in einem hinteren Raum der Mitropa gesessen“, erinnert sich Melitta Ribbe.
Ihrer Erinnerung nach waren es zwei Transportpolizisten, die für die
Sicherheit im Pritzwalker Eisenbahngeschehen verantwortlich zeichneten.
Der Fundus ist schon jetzt groß.
Quelle: Andreas König
Doch der Keller ist voll, Räume für eine Extra-Abteilung zur
Trapogeschichte beim besten Willen nicht freizuräumen. Da fiel der Blick
der beiden Mecklenburger auf ein seit Jahren leerstehendes Haus am
Bahnsteigrand der ehemaligen Pollo-Linie. Daraus könnte man doch etwas
machen, vorausgesetzt, ein starker Partner findet sich. Der Pritzwalker
Bürgermeister Wolfgang Brockmann
steht der Idee zumindest aufgeschlossen gegenüber. „In dem Gebäude
befand sich vor der Explosionskatastrophe 1945 das Empfangsgebäude der
Ostprignitzer Kreiskleinbahn“, sagt das Stadtoberhaupt. Es war wie die
allermeisten Gebäude im Pritzwalker Bahnhofsumfeld im Zuge der
Explosionskatastrophe am 15. April 1945 komplett zerstört worden. Danach
hatten die brandenburgischen Landesbahnen Interesse daran, ein neues
Empfangsgebäude zu errichten, doch diese Pläne wurden nur im Ansatz
verwirklicht, weil das Eigentum der Privatbahnen nach der Gründung der DDR
1949 der Deutschen Reichsbahn zufiel. So blieb der Neubau ein Fragment,
das schließlich als Küche für die Bahnmitarbeiter genutzt wurde. Was
hält Wolfgang Brockmann
von der Idee der Trapo-Enthusiasten? „Wir müssen natürlich zunächst
einmal die Eigentumsverhältnisse prüfen und würden im Zuge der weiteren
Sanierung des Bahnhofsumfeldes Möglichkeiten erwägen, wie wir das
Vorhaben fördern können“, sagt Wolfgang Brockmann. Im Frühjahr soll es einen Termin vor Ort geben, bei dem Möglichkeiten bewertet werden sollen.
Melitta Ribbe sieht darin jedoch kein unlösbares Problem. „Als unser Traditionszimmer aufgelöst werden und nach Neuruppin
verlagert werden sollte, hat sich der Bürgermeister auch für uns
starkgemacht.“ Seitdem hat sie ihr Kabinett schon vielen Schulklassen
und Seniorengruppen gezeigt.
Von Andreas König