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Nordkurier vom 16.06.2014
EIN FEST FÜR SCHAULUSTIGE
Berliner Nostalgie-Zug macht Dampf in Neustrelitz
Ungewohntes Bild auf dem Neustrelitzer Bahnhof; Eine 70 Jahre alte Dampflok mit zehn Nostalgie-Waggons nebst alten Mitropa-Wagen legt hier einen Zwischenstopp ein.
Neustrelitz.
Zahlreiche Schaulustige kamen zum Fotografieren, wobei auch zwei Autos der Transportpolizei beliebte Fotomotive waren.
"Wir sichern die Übergänge unterwegs ab", erklärt Jens Schulz, seit vier Jahren in der Interessengemeinschaft "Transportpolizei" aktiv. "Mit unseren Funkwagen, original nachgebaute Lada, sperren wir die Straßen ", beschreibt der Grünower die Aufgabe der uniformierten Hobby-Transportpolizisten.
Organisiert werden die historischen Fahrten von den Dampflokfreunden Berlin. "Die Züge ließ die Deutsche Reichsbahn in den 80er Jahren in Potsdam für den Nostalgie-Verkehr herrichten", so das Berliner Vereinsmitglied Denny Stemschke.
von Ute Köpke
Fotos: Ute Köpke
az-online.de / Altmark Zeitung / vom 21.07.2014
Gerüstet: Fans historischer Einsatztechnik starten zahlreich in Beusteraner Museumswoche
„Blaulicht“ kennt keine Grenzen
Beuster. „Dieser Kernstrahlungsmesser ließ sich für Aufklärungsfahrten auf so gut wie jedes Vehikel montieren, auch auf Panzer.
“
Hubert Pinick hebt das rohrähnliche Gerät für Militärfahrzeuge noch
einige Zentimeter höher, damit es die Besucher des Blaulichtmuseums
besser sehen können, und ergänzt: „Es hing mit einem Zusatz versehen
aber auch in ganz bestimmten Objekten – in den SED-Kreisleitungen
beispielsweise. “ Der Perleberger weiß, wovon er spricht. Er war
ABC-Ausbilder bei den Grenztruppen der DDR. Im Ost-West-Konflikt sorgte
er dafür, dass seine Seite für einen atomaren, biologischen oder
chemischen Ernstfall gerüstet war. Bei der jährlichen „Großen
Museumswoche“ in Beuster sind die Sammlerstücke des Prignitzers einer
der größten Magneten für Gäste.
Noch
vor dem ganz großen Besucheransturm am Sonnabend haben Vereinschef Ralf
von Hagen und Mitstreiter allerletzte Handgriffe erledigt. Das eine
oder andere historische Gefährt musste noch ins richtige Licht gesetzt
werden. Ein Großteil der Aussteller von außen hatte seine Rolle bereits
gefunden. Peter Engel aus der Nähe von Oranienburg hat sein
KC-Aufklärungsfahrzeug sowjetischer Herkunft vorgefahren. Ingo und
Christian Moschall aus Klink an der Müritz sind Hobby-Uniformierte der
Interessengemeinschaft „VEB Schwellenschutz – Die Transportpolizei“. Und
Matthias Hofmüller aus Badingen hat ganze Kleiderständer mit FDJ-Hemden
und weiteren realsozialistischen Stoffutensilien gefüllt.
Für
Robert Reck, den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Seehausen, ist das
Blaulichtmuseum längst zu einem Aushängeschild der Region avanciert. Der
gebürtige Beusteraner, Jahrgang 1983, hatte am Sonnabend einen
Studienkollegen von früher mitgebracht. Gast Karsten Doherr aus Kassel
ist von der Vielfalt der ausgestellten Rettungstechnik angetan. Mit
einer Verherrlichung des Sozialismus habe das Ganze nichts zu tun, sind
sich beide einig. Reck: „Es wird ein Stück DDR gezeigt, nicht mehr.“
Von Marco Hertzfeld
Märkische Allgemeine vom 01.09.2014
Ein Fest für die Fans alter Technik
Die 16. Auflage des Bahnhofsfestes lockte am Wochenende hunderte Besucher nach Rheinsberg
Rheinsberg. „Ohne die zahlreichen Helfer und Familienangehörigen ist so ein Fest nicht möglich", erklärt Udo Blankenburger. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft RheinsbergerBahnhof freute sich, das auch die 16. Auflage des Bahnhofsfestes in diesem Jahr erneut zahlreiche Fans alter Eisenbahntechnik auf das der Arbeitsgemeinschaft gehörende Gelände am Bahnhof von Rheinsberg gelockt hat. Sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag nutzten viele Besucher die Möglichkeit, sich die Sammlung der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof, sowie die Fahrzeuge und Exponate zur Geschichte der Eisenbahn anzuschauen. Ein Blick in den ehemaligen Lokschuppen, in dem der Verein seine besonderen Schätze aufbewahrt, war ein unbedingtes Muss für die Technikfans. Eröffnet wurde das Fest, das wieder von den rund 30 Vereinsmitgliedern und etlichen Helfernorganisiert wurde, mit Musik. Das „Göteborgspolisens Musikkar", ein Orchester aus Schweden, das am Wochenende auch beim Blasmusikfest in Wittstock zu Gast weilte, spielte zum Auftakt Märsche und andere Titel. Dabei erwies sich Stina Klintbom als stimmgewaltigeSängerin, die mit Songs der Gruppe Abba und anderen Hits dem Konzert eine besondere Notegab. Aber die Musiker waren nicht die einzigen ausländischen Gäste. Mit Norbert Gilles war auch ein Vereinsmitglied aus Belgien, wo es einst die Vennbahn gab, nach Rheinsberg gekommen.
Beliebt waren wieder die beliebten Sonderfahrten zum Bahnhof Stechlinsee mit einem dieselgetriebenen Triebwagen, einer Westvariante der Ferkeltaxe, die zu DDR-Zeiten auf der Strecke verkehrte. Das 60 Jahre alte Fahrzeug wurde von Ralf Ludwig von den Berliner Eisenbahnfreunden gefahren und fuhr an beiden Tagen mehrfach durch den Naturpark Stechlin zum stillgelegten Kernkraftwerk und wieder zurück.Wer keine Angst hatte, konnte sich mit einem Hubsteiger in die Höhe befördern lassen und das Bahnhofsgelände sowie die Stadt aus der Vogelperspektive betrachten. Beliebt waren auch die Fahrten mit der Draisine. Die jüngsten Festgäste freuten sich über eine Mini-Dampfeisenbahn, der siebenfachen Verkleinerung einer Feldbahnlok, die mit Anthrazit als Brennstoff funktioniert.
Außerdem gab es eine Bungee-Anlage und Aquasorbing, große begehbare Kugeln aus durchsichtigen Kunststoff, die in einem Wasserbecken schwammen. Wie immer hatten die Frauen aus dem Verein leckeren Kuchen gebacken, der reisend Absatz fand. Wer es deftiger wollte, konnte sich die Erbsensuppe aus der Gulaschkanone schmecken lassen oder sich eine Bratwurst oder Bulette vom Grill genehmigen. Es gab Stände mit Mitropa-Geschirr, Modellbahnbedarf und allerlei Trödel sowie Lektüre über die Eisenbahn.Besonders erfreut zeigte sich Udo Blankenburger über die neuesten Exponate seines Vereins, eine Stammaktie der Eisenbahn, eine aus Holzleisten geklebte Bahnschwelle, ein elektrisches Schienenbohrgerät und einen Notstromaggregat russischer Bauart, wie es bei der Bahn verwendet wurde.
Ein viel beachtetes Objekt des Vereins ist nach wie vor der U-Bahn-Wagen, der inzwischen ein Dach mit Bahnsteigstützen vom ehemaligen Berliner Ostbahnhof erhalten hat und jetzt auf einen neuen Anstrich wartet. Aber auch drei Polizisten in stillechter Uniform der einstigen Transportpolizei sowie die Gruppe „Country Büfett", das Rheinsberger Blasorchester und die Band „Qietschfidel" ließen auf dem Bahnhofsfest keine Langeweile aufkommen.
Die 16. Auflage des Bahnhofsfestes lockte am Wochenende hunderte Besucher nach Rheinsberg
Rheinsberg. „Ohne die zahlreichen Helfer und Familienangehörigen ist so ein Fest nicht möglich", erklärt Udo Blankenburger. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft RheinsbergerBahnhof freute sich, das auch die 16. Auflage des Bahnhofsfestes in diesem Jahr erneut zahlreiche Fans alter Eisenbahntechnik auf das der Arbeitsgemeinschaft gehörende Gelände am Bahnhof von Rheinsberg gelockt hat. Sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag nutzten viele Besucher die Möglichkeit, sich die Sammlung der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof, sowie die Fahrzeuge und Exponate zur Geschichte der Eisenbahn anzuschauen. Ein Blick in den ehemaligen Lokschuppen, in dem der Verein seine besonderen Schätze aufbewahrt, war ein unbedingtes Muss für die Technikfans. Eröffnet wurde das Fest, das wieder von den rund 30 Vereinsmitgliedern und etlichen Helfernorganisiert wurde, mit Musik. Das „Göteborgspolisens Musikkar", ein Orchester aus Schweden, das am Wochenende auch beim Blasmusikfest in Wittstock zu Gast weilte, spielte zum Auftakt Märsche und andere Titel. Dabei erwies sich Stina Klintbom als stimmgewaltigeSängerin, die mit Songs der Gruppe Abba und anderen Hits dem Konzert eine besondere Notegab. Aber die Musiker waren nicht die einzigen ausländischen Gäste. Mit Norbert Gilles war auch ein Vereinsmitglied aus Belgien, wo es einst die Vennbahn gab, nach Rheinsberg gekommen.
Beliebt waren wieder die beliebten Sonderfahrten zum Bahnhof Stechlinsee mit einem dieselgetriebenen Triebwagen, einer Westvariante der Ferkeltaxe, die zu DDR-Zeiten auf der Strecke verkehrte. Das 60 Jahre alte Fahrzeug wurde von Ralf Ludwig von den Berliner Eisenbahnfreunden gefahren und fuhr an beiden Tagen mehrfach durch den Naturpark Stechlin zum stillgelegten Kernkraftwerk und wieder zurück.Wer keine Angst hatte, konnte sich mit einem Hubsteiger in die Höhe befördern lassen und das Bahnhofsgelände sowie die Stadt aus der Vogelperspektive betrachten. Beliebt waren auch die Fahrten mit der Draisine. Die jüngsten Festgäste freuten sich über eine Mini-Dampfeisenbahn, der siebenfachen Verkleinerung einer Feldbahnlok, die mit Anthrazit als Brennstoff funktioniert.
Außerdem gab es eine Bungee-Anlage und Aquasorbing, große begehbare Kugeln aus durchsichtigen Kunststoff, die in einem Wasserbecken schwammen. Wie immer hatten die Frauen aus dem Verein leckeren Kuchen gebacken, der reisend Absatz fand. Wer es deftiger wollte, konnte sich die Erbsensuppe aus der Gulaschkanone schmecken lassen oder sich eine Bratwurst oder Bulette vom Grill genehmigen. Es gab Stände mit Mitropa-Geschirr, Modellbahnbedarf und allerlei Trödel sowie Lektüre über die Eisenbahn.Besonders erfreut zeigte sich Udo Blankenburger über die neuesten Exponate seines Vereins, eine Stammaktie der Eisenbahn, eine aus Holzleisten geklebte Bahnschwelle, ein elektrisches Schienenbohrgerät und einen Notstromaggregat russischer Bauart, wie es bei der Bahn verwendet wurde.
Ein viel beachtetes Objekt des Vereins ist nach wie vor der U-Bahn-Wagen, der inzwischen ein Dach mit Bahnsteigstützen vom ehemaligen Berliner Ostbahnhof erhalten hat und jetzt auf einen neuen Anstrich wartet. Aber auch drei Polizisten in stillechter Uniform der einstigen Transportpolizei sowie die Gruppe „Country Büfett", das Rheinsberger Blasorchester und die Band „Qietschfidel" ließen auf dem Bahnhofsfest keine Langeweile aufkommen.
von Jürgen Rammelt
Volksstimme vom 17.09.2017
Verkehrskontrollen in der DDRTransit:
Millionen D-Mark bleiben auf der Strecke
17.09.2014
07:05 Uhr
Über
Bußgelder nahmen die DDR-Behörden bis zu sieben Millionen D-Mark jährlich an
Devisen ein, die auch fest im Volkswirtschaftsplan verankert waren. Die
Volkspolizei auf Autobahn und Schiene zeigte sich angesichts der Einnahmequelle
besonders wachsam.
Von Matthias
Fricke
In
Marienborn wurden pro Stunde bis zu 120 Reisende abgefertigt. Zeitweise waren
auf dem Areal bis zu 1000 Bedienstete in den Bereichen Passkontrolle, Zoll,
Grenztruppen und Staatssicherheit tätig. | Foto: Museum
Magdeburg l
Eckhard Müller ist Rentner. Der 71-Jährige führt inzwischen Reisegruppen durch
das Grenzmuseum Marienborn. Ein Ort, den der Niedersachse zu DDR-Zeiten vor
allem aus dem Auto heraus kannte - Grenzer, Diensthunde, Scheinwerfer. Nach den
Kontrollen folgte die kürzeste Transit-Strecke über die Autobahn nach
Westberlin.
Der damalige
Grenzverkehr hinterließ auch bei ihm prägende Erinnerungen. Der Jurist fuhr so
zum Beispiel Anfang der 70er Jahre mit seinem R4 nach Berlin. Es herrschte kaum
Verkehr, die Beschilderung war sehr schlecht, so dass er die Abfahrt Berlin
verpasste.
"Ich
hatte meinen Fehler sofort bemerkt und bin dann rückwärts zur Ausfahrt
gefahren. Im gleichen Augenblick tauchte der Lada der Volkspolizei auf. Die
hatten offensichtlich nur darauf gewartet", erinnert sich Müller. Nach dem
Zahlen von 20 D-Mark und einer eingehenden Belehrung durfte der Niedersachse
seinen Weg fortsetzen.
Anfang der
80er Jahre stoppten ihn Polizisten gleich kurz nach dem Verlassen des
Grenzübergangs Marienborn auf der heutigen A 2, weil seine Frau nicht
angeschnallt war. Müller: "Damals gab es im Westen noch keine
Anschnallpflicht. Als ich das sagte, wurde ich aufs Schärfste darauf
hingewiesen, dass ich auf dem Territorium der DDR bin. Dort gibt es das."
Wieder wurden 20 D-Mark fällig. Nach dem Zwangsumtausch wollte er die Strafe
aber in Ost-Mark zahlen. Doch das lehnten die "Vopos" kategorisch ab.
"Die haben uns richtig angeschnauzt", erinnert sich der Schöninger.
Foto: IG VEB Schwellenschutz - Die Transportpolizei
Zwei
Mitglieder der Interessengemeinschaft "VEB-Schwellenschutz - Die
Transportpolizei" stellen eine Kontrolle in einem Transitzug nach. Die
Beamten in der blauen Uniform begleiteten die Züge von Marienborn bis Berlin. |
Foto: IG VEB Schwellenschutz
So wie ihm
ging es den meisten Transitreisenden. "Gezahlt wurde grundsätzlich nur in
D-Mark. Wer kein oder nicht genug Westgeld dabei hatte, durfte später aber auch
überweisen", erklärt Peter Joachim Lapp, Autor des Buches "Transit
Westberlin. Erlebnisse im Zwischenraum". Der heute 72-Jährige war 1981
Redakteur beim Deutschlandfunk und wurde selbst auf der Autobahn gestoppt.
"Ich fuhr damals einen Audi 80 und hatte den Eindruck, dass größere Autos
besonders im Fokus standen", sagt Lapp.
Ganz so war
es nicht, meint zumindest Klaus-Dieter Ziche, der seit 1978 bei der Autobahn
als Polizist arbeitet und auch für Geschwindigkeitsmessungen verantwortlich
ist. Die Transitreisenden hätten nach der Richtwerttabelle (heutiger
Bußgeldkatalog) das Gleiche bezahlt, wie der DDR-Bürger. "Es wollten viele
auch ihr Zwangsumtauschgeld nutzen. Das ging aber nicht", so der Beamte.
Ein
Verkehrspolizist stoppt auf der Autobahn 2 ein Fahrzeug. Die zulässige
Höchstgeschwindigkeit betrug damals 100 km/h. | Foto: privat
Gemessen
wurde in den letzten Jahren der DDR mit einem Messgerät, das wiederum über
Devisen aus dem Westen angeschafft wurde. Anders als heute hielten die Beamten
jedes Fahrzeug sofort nach der Messung mit ihrem schwarz-weißen Stab an.
Während die
Verstöße bei DDR-Bürgern auch mit einem Stempel (heute Punkte in Flensburg) in
einer Stempelkarte geahndet werden konnten, mussten Transitreisende
"nur" zahlen. Bis zu sieben Millionen D-Mark wurden laut historischer
Veröffentlichungen von der DDR-Polizei über Bußgelder eingenommen, die fest im
Volkswirtschaftsplan verankert waren.
Mit einem
solchen Transitvisum durfte die DDR passiert werden. | Foto: privat
Dabei ließen
sich die Volkspolizisten auch einiges einfallen. Weil der Messwagen auf der
Autobahn angesichts des fehlenden Standstreifens schnell auffiel, halfen
Tarnnetze oder eine vorgetäuschte Panne weiter. "Einmal haben sogar die
Puhdys mit ihrem Bus angehalten und wollten helfen, weil das Reserverad vor dem
zivilen Lada stand", erinnert sich der damalige Messbeamte.
Die meisten
Transitfahrer hielten sich an die vorgegebene Geschwindigkeit. Doch es gab auch
Ausnahmen.
So wie der
"fliegende Holländer". Er wollte morgens der Erste auf dem
Blumenmarkt in Berlin sein. Die Volkspolizei kannte ihn bereits gut. "Er
hat schon von seinem Chef Geld mit auf den Weg bekommen, um für seine
Geschwindigkeitsübertretung zu zahlen", so Ziche. Nur Militärfahrzeuge der
Besatzungsmächte durften die Volkspolizisten nicht stoppen. "Das galt für
alle Besatzungsmächte und war ganz klar geregelt. Das Fahrzeug war ihr
Hoheitsgebiet", erklärt er.
Die
Verkehrsverhältnisse auf der Autobahn seien mit den heutigen gar nicht mehr
vergleichbar. Es gab damals nur einen Mittelstreifen mit vereinzelten Bäumen
und keine Leitplanke.
Ziche:
"Wir haben bei Unfällen den Verkehr auch eben mal schnell über den
Mittelstreifen auf die Überholspur der Gegenfahrbahn umleiten können. Der
Verkehr war vor allem sonnabends so gering, da hätte man Fußball auf der
Fahrbahn spielen können."
Sein Kollege
Jeffrey Pape, der als 22-Jähriger kurz vor dem Mauerfall als Oberwachtmeister
begonnen hat, meint: "Abends fuhren wir einmal aus Quatsch von einer
Anschlussstelle zur anderen im ersten Gang, ohne dass uns einer überholt
hat." Es sei eben eine ganz andere Welt gewesen. "Wenn ein
Verkehrspolizist durch einen Windstoß seine Mütze verlor, hätte damals sich
niemand getraut, darüber hinwegzufahren", sagt er.
Anders herum
hatten auch die Volkspolizisten "Überwacher" im Nacken. Nicht
unbedingt immer die Staatssicherheit, sondern auf der Autobahn, Bahnstrecke
oder dem Wasserweg auch die Transitkommission. Jeder Verstoß gegen das Abkommen
von 1971 wurde dort von den Vertretern, die sich aus den Regierungen beider
Staaten zusammensetzte, erörtert. Pape: "Auch deshalb wurde alles immer
sehr gründlich dokumentiert."
Die DDR hat
vor allem dafür gesorgt, dass Durchreisende keine Republikflüchtigen aufnehmen
konnten. Busse im durchgehenden Transitverkehr durften zum Beispiel nur auf den
zulässigen Parkplätzen halten. DDR-Bürger hatten dort keinen Zutritt. Auf der
A2 befand sich dieser in Höhe Thee-ßen im heutigen Jerichower Land bzw. Ziesar
in der Gegenrichtung.
Ernstere
Zwischenfälle gab es auch. So veröffentlichte die 90. Pressekonferenz der
"Arbeitsgemeinschaft 13. August" folgende Zahlen: In den Jahren 1986
bis 1988 schwankten die Festnahmen zwischen 80 und 87 im Jahr. Etwa ein Viertel
standen in Verbindung mit DDR-Vorwürfen gegen Fluchthelfer. Die überwiegende
Zahl richtete sich aber gegen Personen, die Unfälle (zum Beispiel
Verkehrsgefährdung wegen Trunkenheit) verursacht hatten. Auch auf der Schiene
wurde entsprechend Westgeld eingenommen. Der heutige Sprecher der
Autobahnpolizei Johannes Stoye hatte seit 1980 bei der Transportpolizei
gearbeitet und begleitete seit 1982 die Transitzüge zwischen Marienborn und
Berlin-Griebnitzsee.
Hauptaufgabe
seiner Einheit war, dass niemand während der Passage durch die DDR ein- oder
aussteigt. Verstöße wurden auch in den Zügen sofort geahndet.
Stoye:
"Es durften zum Beispiel keine Gegenstände aus dem Fenster geworfen
werden. Wen wir erwischt haben, der musste 20 bis 30 D-Mark Verwarngeld zahlen.
Wer eine glimmende Zigarette wegwarf, wurde wegen Umweltgefährdung sogar 100
D-Mark los." Wenn der Zug verkehrsbedingt in Biederitz nordöstlich von
Magdeburg halten musste, standen Transportpolizisten auch außen am Zug. Sie
sollten ein Aufspringen von Republikflüchtigen verhindern.
Das Thema
"Transit durch die DDR" ist wenig erforscht, erklärt Sascha Möbius,
Leiter der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Bisher gebe es dazu nur
wenige wissenschaftliche Arbeiten. Der Historiker: "Wir forschen aber
weiter, um die Ergebnisse in unsere Ausstellung aufnehmen zu können."
Von Matthias Fricke
Stadtzeitung Pritzwalk vom 28.09.2014
Die Weichen
richtig gestellt
By hwinkelmann on 28.
September 2014
Modellbahn-
und Polizeiausstellungen begrüßten viele Gäste
Es geht
bergab, dort wo einst die Bierfässer in die Kühlräume der früheren
Mitropa-Gaststätte im Bahnhof herunter gerollt wurden. Jetzt findet man dort,
auf der Rückseite des Bahnhofsgebäudes, den Eingang zu einer wirklich
sehenswerten Modellbahnausstellung und einem liebevoll eingerichteten
Polizeimuseum. Und mit den beiden Einrichtungen geht es alles andere als
bergab. Das zeigte auch der Tag der offenen Tür am 27.09.
Am Stand des
Weißen Rings gab es Infos zur Gewaltprävention und Opferhilfe.
Im
Dienstzimmer des ABV. In der Mitte die Initiatorin der Polizeiausstellung
Melitta Ribbe.
Ein große
Zahl Interessierter fand zu diesem Anlass den Weg dorthin. Schon in der
Bahnhofshalle wurden die Gäste durch einen Tauschmarkt für Modellbahnfreunde,
einen Leierkasten-Mann und die kulinarischen Angebote der Gaststätte „Bahnsteig
7“ begrüßt. Vor der heutigen Polizeiwache, die sich auch an dem rührig
organisierten Fest beteiligte, stand eine original erhaltene „Grüne Minna“ aus
DDR-Zeiten. Der Grün-weiße Lada der Volkspolizei war Anziehungspunkt für Alt
und Jung. Sogar die Alarmsirene funktionierte noch, was eindrucksvoll bewiesen
wurde. In Originaluniformen der damaligen Transportpolizei – sie war in der DDR
für alle Sicherheitsaufgaben rund um den Schienenverkehr zuständig – erklärten
Mitglieder der Initiative „VEB Schwellenschutz“ aus … jedem Interessierten wie
zu jener Zeit alles funktionierte und organisiert war.
Im
Eingangsbereich der aktuellen Polizeiwache hatte der Weiße Ring, die
Opferschutz- und Betreuungsorganisation, seinen Stand aufgebaut. Zahlreiche
Informationen zu Möglichkeiten der Verbrechens- und Gewaltprävention standen
zur Verfügung. Ein Hauptthema des Weißen Ringes ist die Betreuung von Verbrechensopfern.
Kompetente Gesprächspartner aus dem Verein waren dazu vor Ort.
Und dann
folgte der Reporter dem früheren Weg der Bierfässer in den Keller. Es ist
unglaublich, was ein dort unten alles an Interessantem erwartet. In den Gängen
sind unzählige Modelle von Schienen- und Straßenfahrzeugen in Vitrinen und
Schränken ausgestellt. Alte Schilder, Dokumente und sichtbar mit Herzblut
zusammengefügte Details aus der Bahngeschichte ergänzen das
Ausstellungsangebot. In den verschiedenen Räumen erblickt man die Modellbahnanlagen
in voller Funktion. Eine stellt die Erzeugung von Stahl in all seinen
industriellen Stufen dar, verbunden durch die Betriebsbahn. Begeisternd sind
die vielen Kleinigkeiten. Da leuchten die Straßenlampen, in manch
Lokführerkabine brennt Licht und man kann den Stahlkochern direkt bei der
Arbeit zuschauen. Ein kleiner Spaß am Rande muss auch sein: Es ist ein
komplettes Gefängnis zu sehen. Wer die bereit liegende Lupe benutzt, der kann
sehen wer der gerade das Tor passierende Häftling ist: Erich Honecker.
In weiteren
Räumen kann über großflächige H0-Bahnanlagen staunen. Sie sind durch
Wanddurchbrüche mit den Nebenanlagen verbunden und so rollt mancher Zug auch
einmal „nach nebenan“. Fünf Erwachsene und fünf „Nachwuchseisenbahner“ arbeiten
zur Zeit mit an den Anlagen, wie Steffen Rösinger erklärt. Er ist so etwas wie
der Hausherr in der rein privat und ohne öffentliche Gelder aufgebauten und
betriebenen Einrichtung. Die Stadtverwaltung hat dankenswerter Weise dafür die
Kellerräume zu sehr kulanten Bedingungen bereitgestellt.
„Ich bastele
seit 1967, jeweils mit etwa fünfjährigen Pausen an meinen Modellbahnanlagen.“
sagt Uwe Greisert, einer der Aussteller. Ihm gehört eine besonders detailreiche
H0-Bahn mit Lokschuppen, zahllosen Gleisen, Drehkreuzen, Bahnhöfen und vielem
mehr. „Immer wieder hab ich Ideen für Neues gehabt. Je nachdem wie viel Geld
und Zeit und Material ich zur Verfügung hatte, wurde Schritt für Schritt etwas
Neues gestaltet. Grenzen hat immer der verfügbare Platz und die eigene Armreichweite
gesetzt. Man muss ja schließlich rankommen, ans Ende.“
Uwe
Greisert sieht man seine Begeisterung für dieses Hobby genauso an, wie den
jungen Modellbahnfans. Sie wirbeln an diesem Tag wie die Profis um die Anlagen,
dirigieren Züge, setzen Lokomotiven um und müssen zwischendurch auch noch für
Pressefotos von Kollegen posieren. In so manchen erwachsenen Besucheraugen war
ein sehnsüchtiges Funkeln erkennbar. Das hat man in Kinderzeiten in kleinem
Rahmen auch mal gemacht. Oder zumindest immer davon geträumt. Hier wird der
Mann wieder zum glücklichen Kind. Ein schönes Erlebnis, dem sich auch der Autor
dieser Zeilen nicht verschließen konnte und wollte.
Teil Zwei
der Ausstellungsräume nimmt das nicht minder interessant gestaltete
Polizeimuseum ein, gemacht und koordiniert von Melitta Ribbe. Die ehemalige
Musikerin im Polizeiorchester trug eine endlose Zahl von historischen Belegen
der Polizeigeschichte zusammen. Hier findet der Gast Polizeidokumente aus den
zwanziger Jahren neben Papieren der DDR-Volkspolizei. Zu diesem Tag der offenen
Tür fand Frau Ribbe Unterstützung durch Vertreter des „Blaulichtmuseums“ in
Beuster, kurz hinter Wittenberge auf sachsen-anhaltinischem Gebiet. In der
schneidigen Uniform eines Schutzmanns der Kaiserzeit führte einer dieser Helfer
die Besucher durch die Ausstellung. Ein entsprechender Kommandoton – natürlich
nur spaßig gedacht – gehört dazu.
Zur
Ausstellung gehört auch ein original nachgestelltes Dienstzimmer eines ABV`s.
Abschnittsbevollmächtigter, so lautete der offizielle Titel eines lokalen
Polizisten in der DDR. Und da sitzt der ABV auch tatsächlich an seinem
Schreibtisch, in voller Uniform, mit kastenförmigem dazugehörigen Diensttelefon
und passenden Papieren zur Bearbeitung auf dem Tisch. Ein realistisches
Erlebnis. Äußerst anschaulich und mit absoluter Sachkenntnis gestaltet.
An diesem
Tag fanden sehr viele Pritzwalker und Gäste von nah und fern den Weg zum
Bahnhof. Die beiden Ausstellungen und das Rahmenprogramm waren großartig. Wenn
jetzt Ihr Interesse geweckt wurde, die Ausstellungen können immer donnerstags
besucht werden. Sie sollten sich das nicht entgehen lassen!
Hartmut
Winkelmann
Steffen
Rösinger erklärte den Besuchern unermüdlich die Exponate.
Hier
fachsimpeln Modellbahner, echte ehemalige Eisenbahner und interessierte Gäste.
Eine der
zentralen Anlagen, betreut und gesteuert von einem der jungen Mitstreiter.
Voll Spaß
dabei – der Modellbahnnachwuchs.
Viele Jahre
bastelt und tüftelt er schon an seinen Modellbahnen.
Hier am
Lokschuppen und Drehkreuz funktioniert fast alles wie im echten Leben – damals.
Interessante
Details aus der Polizeigeschichte.
Der
“Schutzmann” aus der Kaiserzeit als Museumsführer. Mitstreiter aus dem
Blaulichtmuseum in Beuster (Sachsen-Anhalt).
Jung und alt
sind begeistert von den kleinen Zügen.
Noch einmal:
Steffen Rösinger im Reich der Modellbahnen.
Ein Modell
der Stahlerzeugung, in allen Einzelschritten und natürlich verbunden durch die
Bahngleise.
'
Auch der
Leierkastenmann aus Sarnow trug zum Gelingen des Tages bei.
Tauschmarkt
der Modellbahnfreunde in der Bahnhofshalle.
Die “Grüne
Minna” war ein echter Hingucker.
Fotos: Harmut Winkelmann